Über viele Jahre galt Berlin als Hauptstadt der Republik, auch wenn die Regierungsgeschäfte aus Bonn geführt wurden. Mit dem Mauerfall kam der Umzug der Regierung zurück an die Spree, der offizielle Hauptstadtstatus war wieder hergestellt. Während Frankfurt am Main seit Menschengedenken als Hauptstadt der Finanzen in Deutschland gilt, Düsseldorf als die Modemetropole, hat sich Berlin inzwischen zur Hauptstadt der Start-up Unternehmen, der Neugründungen im Bereich Neue Medien, etabliert. Dieser Gründerboom hat natürlich auch Auswirkungen auf den Immobiliensektor.
Während München, Hamburg, Stuttgart schon seit vielen Jahren einen ungebrochenen Immobilienboom erleben, hat diese Tendenz seit einiger Zeit auch Berlin ergriffen. So schreibt das Managermagazin, dass die Mieten in Berlin in der Zeit zwischen Anfang 2009 und Anfang 2014 um 30 Prozent angestiegen sind. Der Senat sucht nach Lösungen, Wohnraum bezahlbar zu halten. Die Stadt wird auch für Kapitalanleger immer attraktiver, zahlreiche Makler suchen inzwischen verstärkt nach lukrativen Objekten für Investoren. Die steigende Zahl der Start-up Unternehmen bedeutet nicht nur eine steigende Nachfrage nach Wohnraum für die Mitarbeiter, sondern zieht natürlich auch eine steigende Nachfrage nach Gewerbeflächen mit sich. Start-ups sind aus ihrem Selbstverständnis und ihrer Philosophie her anders aufgestellt, als ein neu gegründetes Versicherungsbüro oder eine Arztpraxis. Dabei lockt Berlin noch nicht einmal mit besonders niedrigen Gewerbesteuerhebesätzen, wie die Publikation der IHK Berlin deutlich macht.
Ein Blick in das Angebot von JLL Gewerbeimmobilien in Berlin zeigt, dass Kreuzberg genauso gefragt ist, wie Berlin Mitte. Die Hackeschen Märkte bieten aber ebenso die gewünschte Exklusivität wie die Gegend um den Savignyplatz. Der Prenzlauer Berg beispielsweise durchläuft aktuell die gleichen strukturellen Veränderungen wie seinerzeit das Frankfurter Nordend. Die Entwicklung der Berliner Unternehmensneugründungen spricht ebenfalls für den Wandel, welchen die Stadt erfährt. Im Jahr 2012 fanden in der Hauptstadt 44.228 Neugründungen statt. Dies bedeutet, dass auf 10.000 Einwohner 126 neugegründete Unternehmen entfielen. Berlin ist nicht nur die Hauptstadt, sondern auch Spitzenreiter bei der Anzahl der neu ins Leben gerufenen Firmen, wie aus einer Pressemitteilung des Berliner Senats hervorgeht. Allein 1.985 Unternehmen wurden im Jahr 2013 in der Kommunikations- und Informationstechnologie neu aufgestellt. In Relation zur Gesamtzahl mag dies nicht beeindruckend wirken, macht aber deutlich, welchen Stellenwert Berlin bei den Start-ups genießt. Ein Beispiel dafür mag das größte Möbelhaus Deutschlands sein, welches sich am Prenzlauer Berg angesiedelt hat. Wer die Möbelhäuser mit ihren gigantischen Glaspalästen in den Randgebieten deutscher Großstädte vor Augen hat, wird zunächst ungläubig zur Kenntnis nehmen, dass dieses Möbelgeschäft mit nur 2,5 Etagen im Herzen von Berlin benötigt. Dem Ideenreichtum der Existenzgründer scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Erfreulicherweise bietet Berlin noch die notwendigen Immobilienangebote zu Preisen, die auch für Start-ups erschwinglich sind, um manche auf den ersten Blick verrückte Idee zu realisieren und auch erfolgreich umzusetzen. Es muss nicht unbedingt der Potsdamer Platz sein, um als Start-up auch über die Räumlichkeiten wahrgenommen zu werden. Die alten Lagerhallen im Kreuzberger Teil des Spreeufers haben nicht nur Charme, sondern auch den Hauch des Ausgefallenen.